Was verstehen wir unter dem Begriff Technischer Rassismus?


Unter dem Begriff "technischer Rassismus" können sich viele erst einmal wenig vorstellen, denn eigentlich wirkt die Verbindung von Technik und Rassismus nach ihren jeweiligen Bedeutungen unvereinbar. Das liegt unter anderem daran, dass unterschiedliche Vorbildung zu einer unterschiedlichen Begriffsdeutung führt. So wird ein Ingenieur, der mit hoher Wahrscheinlichkeit ein besonders ausgeprägtes Vorwissen und Interesse an Maschinen, Technik und IT mit sich bringt, andere Dinge mit dem Begriff "Technik" assoziieren, als eine Person, die bspw. aus voller Überzeugung Physik und Chemie abgewählt hat. Mit dem Begriff Rassismus dagegen können viele Menschen etwas anfangen, jedoch wird auch hier schnell klar, dass es unterschiedliche Ansichten und Auslegungen geben kann je tiefer dieser Begriff diskutiert wird. Bevor wir näher ins Detail gehen, definieren wir den "technischen Rassismus" zunächst als soziales Phänomen, das immer dann auftritt, wenn Menschen Technik entwickeln, die zum Schaden anderer Menschen eingesetzt werden kann. Bereits an dieser Stelle könnten schon die ersten Fragen aufkommen:
"Was ist Technik? (Waffen, Maschinen, Software, Roboter, Bio-chemische Stoffe, etc.)"
"Wer setzt was gegen wen ein und wieso wäre es rassistisch?"
"Welche Form von Schäden? (physisch, psychisch)."
Um diese Fragen zu beantworten, bedienen wir uns einiger Beispiele, welche den Begriff etwas besser beleuchten können:

Beispiel 1: EADS

EADS entwickelt vollautomatische Grenzsicherungssysteme, welche je nach Kundenanforderungen angepasst werden können. Diese neuen Hightech-Grenzzäune enthalten neuste Radartechnologie, Sensorik, Kameratechnik und Waffensysteme. Dabei hat EADS bis 2014 9000km Grenze in Saudi Arabien "gesichert". Das Milliarden schwere Geschäft mit Saudi-Arabien ist sehr fragwürdig, da das Saudische Regime für seine diktatorische Staatsführung und Menschenrechtsverletzungen immer wieder in die Kritik gerät. Saudi Arabien ist darüber hinaus ein großer Abnehmer deutscher Rüstungsexporte. Diese werden zunächst gegen das eigene Volk als Machtdemonstration eingesetzt. Die Grenze soll das Saudische Regime gegen die subversive Kraft der Krisenzone im Nahen Osten sichern, da es dort immer wieder zu Aufständen gegen andere Regime kommt.

QUELLEN:
Waffen vom Bodensee (Stand Juni 2014)
Grenzsicherungssystem (05.10.2010)
Freiheitsbewegung (09.06.2011)

Beispiel 2: Monsanto

Monsanto ist ein börsenorientierter Großkonzern, der sich auf das Produzieren von Saatgut und Herbizide spezialisiert hat. Dabei konzentriert sich Monsanto besonders auf die Erzeugung von genetisch veränderten Organismen(GMO), wie den oft in die Kritik geratenen Gen-Mais, der sogar in einigen Ländern verboten wurde. Der Konzern strebt darüber hinaus ein Monopol auf die Nahrungsmittelproduktion an, was durch die starke Monsanto-Lobby weltweit vorangetrieben wird. Besonders in Indien arbeitet Monsanto sehr erfolgreich bei der Einführung ihres gentechnisch veränderten Saatguts und der Verdrängung des natürlichen. Viele indische Bauern wurden in die Abhängigkeit getrieben und begannen unter der finanziellen Last und der Abhängigkeit zum Großkonzern Selbstmord. Durch den wirtschaftlichen Expansionsdrang Monsantos und der Gier nach Macht und Geld werden ganze Bevölkerungsschichten in die Abhängigkeit getrieben.

QUELLEN:
Monsantos Nahrungsmittelmonopol (19.04.2013)
Indische Selbstmorde (22.01.2012)


Beispiel 3: General Atomics/IAI Northrop Grumman

General Atomics und Northrop Grumman sind U.S.-amerikanische Unternehmen, welche mit ihrer Rüstungssparte die wohl erfolgreichsten Hersteller für Drohnen sind. Die U.S.-Armee setzt die Drohnen-technologie bereits seit mehreren Jahren im Ausland ein. Drohnen dienen sowohl als Waffenträgersystem, als auch zur taktischen Aufklärung und Kriegsführung. Jedoch ist in den vergangenen Jahren immer wieder unter Beweis gestellt worden, dass Drohnenangriffe nicht so taktisch sinnvoll sind, wie erhofft, da aufgrund menschlicher Fehlentscheidungen die Anzahl der Zivilopfer verhältnismäßig hoch ausfiel. Ein weiteres Problem besteht in der Entwicklung der Kriegsmaschinerie:
Der Trend geht in die Richtung der unbemannten Kriegsführung. Zu Luft und Land ist dieses bereits schön möglich. Die physische Entfernung des Soldaten vom Schlachtfeld sorgt aber gleichzeitig auch für eine emotionale Entfernung von der Handlung. Seit Jahren ist auch die Rede von einer "push-button warfare". Zivile Kriegsopfer werden oft nur als Kollateralschäden bezeichnet und Angehörige unzureichend entschädigt, insofern dies mit materiellen Mitteln überhaupt möglich ist.

QUELLEN:
Mythos vom sauberen Drohnenkrieg (08.02.2013)
UNO verurteilt US-Drohnenangriffe (15.03.2013)


Beispiel 4: Börse

Ein zunächst nicht ganz triviales, aber interessantes Beispiel ist die Börse. Die Struktur der Börse hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr durch das Voranschreiten des Computerzeitalters verändert. War die Börse noch einst ein reiner Marktplatz für Investoren und innovative Unternehmen, so ist sie immer mehr durch Zockerei und Manipulationen in ein schlechtes Licht gerückt worden. Swaps, Derviate, Over-the-Counter-Geschäfte, High-frequency-trading und diverse andere Finanzinstrumente und Methoden haben den ehrlichen Handel per Handschlag abgelöst. Mister Dax, Dirk Müller, sagte einmal, dass es in diesem Bereich nur noch darum ginge, wer wen bescheißt. Die Menschen haben teilweise die Übersicht und die Kontrolle über die Geschäfte verloren und überlassen die Entscheidungen Computern, die in Millisekunden Entscheidungen treffen können, für die ein Mensch wohl einen ganzen Arbeitstag benötigen würde. Ein gutes Beispiel für die Absurdität dieser Einrichtung war die Spekulation über den Kreditausfall Griechenlands, was das Land mit in den Ruin getrieben hat. Das griechische Volk leidet noch heute unter den Auswirkungen.

QUELLEN:
Spekulation gegen Griechenland (08.03.2010)
Spekulationen gegen Griechenland 2 (Stand Juni 2014)
Die Börse wird zum Casino (16.01.2013)

Zusammenfassung

Alle Beispiele zeigen auf unterschiedliche Art und Weise, wie "technischer Rassismus" zu verstehen sein kann. In allen Fällen stehen hinter den Entwicklungen dieser Technologien Ingenieure und Wissenschaftler diverser Fachgebiete, welche diverse Problematiken durch ihre Innovationen erst erzeugen. Es tut sich die Frage auf, wer hierbei die Verantwortung trägt: der Ingenieur/Naturwissenschaftler für die Entwicklungen, der Anwender dieser Entwicklungen oder gar beide. Für uns steht fest, dass diese Frage nicht so einfach beantwortet werden kann, da sicherlich jeder eine gewisse Mitschuld trägt und jede Situation auf unterschiedliche Art bewertet werden kann. Fakt ist, dass die Entwicklung destruktiver Technologien die Menschheit in Zukunft vor mehr Probleme stellen wird und nicht zukunftsweisend ist. Die fortwährende Entwicklung von neuen Waffen und für den Menschen gefährlichen Technologien sind lediglich Symptome eines unvernünftigen Wirtschafts- und Geldsystems, welches ständiges Wachstum erfordert und durch Gier und seine verschwenderische Natur zu charakterisieren ist. Die Rüstungsindustrie kann dabei als Teil dieses übergeordneten Phänomens "technischer Rassismus" gesehen werden.