Zunächst ein Einführender Text, zu den Fragen geht es hier.

Wer trägt die Schuld?

Die Frage nach der Verantwortung ist im Bezug auf die Rüstungsindustrie, entgegen der ersten Einschätzung, nicht so leicht zu beantworten. Oft wird die Meinung vertreten, dass Krieg und der Einsatz von Waffen zwar vermieden werden müsste, jedoch in Situationen jeglicher Ausweglosigkeit ein legitimes Mittel sei. Wer jedoch definiert, ab wann eine Situation keine anderen Optionen mehr offenlegt und was legitimiert den Einsatz von Waffen? Wer denkt an die Folgen und trägt am Ende die Verantwortung?

Um sich mit der Problematik der Verantwortung besser auseinandersetzen zu können beleuchten wir ein paar Gedankengänge:

Ein Mann tötet einen Mitmenschen mit einer Waffe. An dieser Stelle ist man sich sicherlich einig, dass er dafür zur Verantwortung gezogen werden kann.

Was ist jedoch mit dem Waffenhändler?
Waffenhändler: „Ich habe lediglich die Waffe verkauft, aber getötet habe ich niemanden. Wieso sollte ich zur Verantwortung gezogen werden?“

Was sagt der Waffensystemingenieur dazu?
Ingenieur: „Ich baue die Waffen zwar, aber weder verkaufe ich sie an Menschen, die damit unrechte Dinge tun, noch setze ich sie selber ein. Wieso sollte ich zur Verantwortung gezogen werden?“

Wir gehen noch etwas weiter und fragen uns:

Wer hat den Ingenieur ausgebildet? Sind Universitäten und deren Dozenten zu einem gewissen Teil mit verantwortlich, wenn sie die Studenten unkritisch im Sinne reiner Wirtschaftlichkeit ausbilden und ?
Wer hat dem Waffenhändler den Handel legitimiert? Politiker tragen für den Waffenhandel und dessen internationale Kontrollen doch auch eine Mitverantwortung!?

Man kann diese Gedankengänge jetzt noch eine Weile weiterführen, jedoch wird bereits hier schnell deutlich, dass die Verantwortungsfrage je nach Situation sehr kontrovers geführt werden kann. Ebenso ist es moralisch schwer begründbar Waffen einzusetzen, da Waffen in erster Linie ein Kontrollmittel sind. Kontrolle über jemanden zu haben schränkt jedoch immer dessen Freiheit ein, auch wenn es gleichzeitig bedeuten kann, dass wir unser eigenes Wohlbefinden dadurch absichern. Widerspricht an dieser Stelle das Verlangen nach Sicherheit dem Grundsatz, dass jeder Mensch gleich ist? Es ist denkbar logisch den Gebrauch von Waffen in jeglicher Hinsicht immer kritisch zu Hinterfragen.

Beispiel: Grenzsicherungssystem

Mit Grenzsicherungssystemen soll verhindert werden, dass illegale Einwanderer, Kriminelle(Drogen-und Menschen-Handel, Schwarzarbeiter, etc. die Landesgrenze überqueren. Bei der Errichtung von Grenzsicherungssystemen werden unter Anderem neben einer Vielzahl hochtechnologischer Elemente auch Waffen eingesetzt. Ein gutes Beispiel ist die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Mexiko, welche sich entgegen ihrer anfänglichen Idee als wirtschaftliches und auch menschenrechtliches Desaster herausstellte. Durch den Einsatz von bewaffneten Grenzsicherungseinheiten, hohen Mauern und Sensoren versuchen sich die Amerikaner vor den illegalen Einwanderern aus Mexiko zu schützen. Das dies nicht ohne Blutvergießen geschieht, dürfte wohl klar sein. Jedoch sind es auch die Folgen der gesicherten Grenze die auf lange Sicht viele Menschenleben gefordert hat, fordert und fordern wird, etwa bei dem Versuch mit Hilfe von Menschenschmugglern den strapazenreichen Weg durch geheime Tunnel und die lange Wüste auf sich zu nehmen. Gleichzeitig wird die Flucht aus Mexiko durch die Amerikaner begünstigt, da die Waffen der mexikanische Droggenkartelle zum großen Teil aus den USA stammen. Die Waffenlobby verhindert seit 2004 ein Handelsverbot von Sturmgewehren, sodass es für die mexikanischen Kartelle leicht geworden ist Waffen in großen Mengen über die Grenzen zu schmuggeln. Anders herum stammt ein Großteil der in den USA konsumierten Drogen aus Mexiko. Der Drogenkrieg in Mexiko vertreibt jedes Jahr tausende von Menschen und zwingt sie riskante Schmugglerrouten über die Grenze in die USA zu nehmen. Auf beiden Seiten gibt es durch den Drogenkrieg und Schmuggel mit Drogen und Waffen jedes Jahr unzählige Tote.
Die Verantwortungsfrage über die wirklicher sehr knapp und vereinfacht dargestellte Situation ist hier ähnlich dem vorangegangenden Gedankenspiel schwer zu beantworten. Einer der wichtigen Akteure in diesem Krieg ist sicherlich die US-Wirtschaft mit ihren Lobbyisten, welche durch die hohen Waffenexporte einen hohen Profit einfahren. Die Grenzsicherung dient als Kontrollmittel, vermutlich jedoch nur, um Waffen-und Drogengeschäfte besser kontrollieren zu können. Dass sich die USA mit ihrem Grenzsicherungsprogramm selbst geschadet haben ist anzunehmen, jedoch muss auch hier wieder betrachtet werden, wer am Ende auf der Seite der Profiteure steht und wer verliert. Die Schuldfrage wird jedoch wie üblich von Anfang an in die falsche Ecke geschoben, sodass niemand auf die Idee kommt über die wirklichen Ursachen und Zusammenhänge nachzudenken.

Ein weiteres Beispiel zu dem Thema sind auch unter Technischer Rassismus (EADS) zu finden.

QUELLEN:
Totenlied für ein Land
Die Mauer zwischen USA und Mexiko Teil 1
Die Mauer zwischen USA und Mexiko Teil 2
Drogenkrieg 1
Drogenkrieg 2




Allgemeines zum Thema Verantwortung im Ingenieurwesen:
Spiegel Online: Ethikkurse für Ingenieur-Studenten: Die Mission des Philosophen Wagner (03. Februar 2011)
Dr.-Ing. Heinz Duddeck: Die Verantwortung der Ingenieure für ihre Produkte (mehr zu ihm hier )
Ingenieur.de: Ingenieure stehen in der Verantwortung (24. April 2009)
Netzwerk Friedenskooperative: Berufsethische Verantwortung in der Forschung (FriedensForum 5/1997)

Hier stehen alle Fragen zur Kategorie: Verantwortung mit Quellen und Informationen:

Frage 4:

Ist deiner Meinung nach ein Ingenieur, der eine Selbstschussanlage zur Grenzsicherung oder eine Drohne für taktische Kampfeinsätze konstruiert, verantwortlich für die hierdurch getöteten Menschen?



Frage 6:

Die Argumente der Rüstungsindustrie der Industrieländer sind oft ähnlich:

Es seien Menschen, die töten, nicht Waffen; man könne jemanden mit einer Gabel umbringen.

Legitimiert dieses Argument die Produktion von und den Handel mit Schusswaffen?

"Pro-Waffen"-Portal: Legalwaffenbesitzer.de: Waffen töten? FALSCH - Fakten zum Waffenbesitz
Erklärung der Aussage: Helpster.de: Waffendiskussion nach Amoklauf (17. April 2007)
sonstige Links:
Handelsblatt.de: Waffendiskussion nach Amoklauf: "Gewehre töten keine Menschen" (17. April 2007)
n-tv: Auch legale Waffen töten (16. Januar 2014)
Jasminrevolution.wordpress.com: USA: Nicht Waffen töten Menschen - Kinder tun es (05. Mai 2013)



Frage 9:

Der Erfinder des weltweit bekanntesten Sturmgewehres AK-47, Michail Kalaschnikow, sagte vor seinem Tod einmal:

"Ich habe eine Waffe zur Verteidigung des Vaterlandes geschaffen und wenn sie in ungerechten Kriegen eingesetzt wird, dann trägt nicht der Konstrukteur Schuld daran, sondern Politiker."

Würdest du dieser Aussage zustimmen?

Zur Aussage und über Kalaschnikow: Spiegel Online: Zum Tode von Michail Kalaschnikow (23. Dezember 2013)
Interessant auch: Der Spiegel: J. ROBERT OPPENHEIMER (Ausgabe 10/1967)
n-tv: "In der Sache J. Robert Oppenheimer" Erfinder einer teuflischen Waffe (06. Dezember 2009)



Frage 10:

Oft gilt bei Waffenkonstrukteuren und Forschern in der Rüstungsindustrie folgendes Argument:

"Wenn wir nicht diese Waffe erfunden hätten, so hätten es andere getan."

Legitimiert dieses Argument den Bau von Waffensystemen?



Frage 11:

In Dürrenmatts Stück "Die Physiker" geht es um einen genialen Wissenschaftler, der sich vor der Angst, dass seine Errungenschaften militärisch genutzt werden könnten, in ein Irrenhaus einweist. Er hofft, so die Welt vor seinen verheerenden Entdeckungen beschützen zu können.

Wie bewertest du diese Handlung?



Frage 12:

In selbigem Stück versuchen zwei Geheimdienstler (Einstein und Newton), diesen Wissenschaftler (Möbius) davon zu überzeugen, für ihre Regierungen zu Arbeiten und so seine Ergebnisse weiterzugeben. Welcher der drei Positionen würdest du am ehesten zustimmen?

Einstein

  • Pflicht als Wissenschaftler, seine Entdeckungen der Menschheit zu übergeben
  • Die Verantwortung läge bei der Regierung, deren Land über die Entdeckung verfügen

Newton

  • als Genie müsse man sein Wissen, das Allgemeingut sei, für "Nicht-Genies" preisgeben
  • Wissenschaftler selbst seien nicht zuständig für die Verwendung ihrer Erkenntnisse
  • Die Verantwortung liege demzufolge bei der "Allgemeinheit"

Möbius

  • Preisgeben der Entdeckung käme dem Inkaufnehmen des Untergangs der Menschheit gleich
  • Sieht den Wissenschaftler selbst in der Verantwortung