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Version vom 22. Februar 2016, 20:43 Uhr
Warum haben wir keinen Zeitwohlstand?
Technische Neuerungen versprechen häufig Zeitgewinn für die Nutzer_innen, indem sie Vorgänge beschleunigen. Mag dies noch zutreffen, so muss jedoch bedacht werden, dass häufig auch die Zahl der Vorgänge stark erhöht wird und so ein vermeintlicher Zeitvorteil gar nicht existiert. Ein Beispiel: E-Mails haben die schriftliche Kommunikation revolutioniert, sie sind schnell und günstig. Empfingen und schrieben wir früher jedoch nur wenige Briefe am Tag, so sind dutzende E-Mails heute für viele keine Besonderheit. E-Mail hat also den Zeitaufwand für schriftliche Kommunikation eher nicht reduziert. Neue Prozesse bieten vielen Arbeitnehmer_innen die Möglichkeit ihre Arbeitszeiten flexibler zu verteilen, bis hin zur Vertrauensarbeitszeit, die ohne Stundenzettel auskommt. Flexibilisierung der Erwerbsarbeitszeiten bedeutet jedoch nicht automatisch einen Gewinn an Zeitwohlstand. Vertrauensarbeitszeit braucht Arbeitnehmer_innen die sich trauen, nach Hause zu gehen, auch wenn man immer noch eine halbe Stunde zu tun hätte. Und auch nach Verlassen des Arbeitsplatzes und Erledigung aller nebenher zu erbringender Care-Arbeit bietet die heutige Welt unendliche Möglichkeiten sich im Freizeitstress zu verrennen.